Bild: ©Henry Be@Unsplash
Gedichte
63 Seiten, 15 Euro
dr. ziethen verlag 2024
ISBN: 978-3-86289-210-5
© Erika Magdalinski
Im zweiten Gedichtband "Moorland" der Düsseldorfer Lyrikerin Nicola Quaß werden Themen wie Kindheit, Identität, Erinnerung, Vergänglichkeit und die fragile Landschaft des Moores behandelt. Die Gedichte drehen sich um den titelgebenden Zyklus, in dem das lyrische Ich durch ein Erlebnis in der Kindheit einen ganz eigenen Blick auf die Welt erhält. Alles wirkt brüchig, amorph und droht jederzeit, seine Form zu verlieren.
(…) Was zählt und erzählt ist die Sprache selbst, die Worte, die am jeweiligen Stand der Entwicklung geboren werden und sich einfügen ins Ganze. (...) Formell sind die Gedichte von Nicola Quaß vollkommen frei ohne jemals zu zerfallen. Und sie haben diesen Schwung, diesen Rhythmus, der sich wie von alleine ergibt. Es scheint nicht so, als wäre hier mühsam gedichtet worden. Alles wird leichter, auch das Schwere, Unbequeme, das Dichte (...) Überhaupt ist es eine Lyrik, die sich vor der Leserin sofort ausbreitet, wenn die Türen geöffnet sind. Sogar das Leuchten spüre ich hier, denn es findet sich wortwörtlich auch im Text.(…)
Marina Büttner, Literaturleuchtet, 2024
(…) Wie sich verorten in dieser Welt? (…) Die Sprache als wichtigster Wegweiser durch Landschaften und im übertragenen Sinn durch das Leben (…) Genau das hat die Autorin in „Moorland“ getan. Es ist ein sehr lesenswerter Lyrikband. Man muss sich auf ihn einlassen, seine sprachlichen Feinheiten erkunden (….) Farbenfrohe Aquarelle von Erika Magdalinski ergänzen das poetische Abenteuer. (…)
Barbara Zeizinger, Entwürfe einer Landschaft, Nicola Quaß, Moorland, BAWÜLON - Süddeutsche Matrix für Literatur und Kunst (1/2025)
Wir mögen zwar in der Welt leben,
aber wir sind nicht von ihr
Patanjali
(indischer Gelehrter)
Durchs Fenster weht Wind.
Der Morgen, verlassen
im Spiegel. Sonntag betritt das Bild.
Draußen, hinter der Scheibe, rauschen Wolken
durch bleierne Stunden. Die Sonne
gießt Landschaft ein, der Flieder erwacht.
Wie Wärme von den Dächern steigt, wie Sommer
sich teilt. Die Berührung zweier
Stifte, einmal ein Wagnis
gewesen, ein Lachen
zieht vorbei.
Fliegen verdauen
die letzten Gerüche
einer Haut.
Meine Stimme kam plötzlich.
Ich drückte sie tiefer in mich ein,
gestikulierte mich an einen anderen Ort.
Dort, wo ich geboren wurde, bin ich
nie gewesen. Auch nicht, als ich
in fremde Netze fasste,
die man über mich warf.
Die Vermessung der Augen,
das Betasten eurer Haut.
Besinnungslos rückte ich näher
an mich ran. Die Welt ist eine Blume.
Und niemand hörte den Baum.
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